23 Schädlinge & Krankheiten im Gewächshaus [Bekämpfung]
Besonders in einem geschützten Glashaus herrschen begünstigende Bedingungen für Schädlinge, die sich an den Pflanzen ausbreiten und sie im schlimmsten Fall sogar vernichten. Für die Schädlingsbekämpfung im Gewächshaus stehen Ihnen natürliche und chemisch unterstützte Methoden zur Verfügung. Grundsätzlich gedeihen Tomaten, Gurken und Co. in einem Gewächshaus besser als im Freiland, da die vorherrschenden klimatischen Bedingungen dem Wachstum angepasst sind und hohe Erträge ermöglichen.
Dass Sie dennoch vor ungebetenen Gästen nicht gefeit sind, möchten wir Ihnen im Folgenden erläutern und Ihnen zugleich die Möglichkeiten aufzeigen, die Sie bei der Schädlingsbekämpfung im Gewächshaus haben.
Schädlinge und andere Erreger richtig erkennen
Besonders in Gemüsebeeten finden Schädlinge ideale Bedingungen und ausreichend Nahrung, um ihr eigenes Überleben zu sichern.
Die Boden- und Klimaverhältnisse sind optimal, so dass sich Krankheitserreger, Pilze und schädliche Tierchen einnisten und schneller ausbreiten als in der Freilandkultur. Kleine Populationen richten meist kein großes Unheil an, vermehren sie sich jedoch, ist oftmals die gesamte Pflanzenkultur und Ernte in Gefahr.
Besonders Jungpflanzen sind bei Schädlingen beliebt. Um eine wirksame Schädlingsbekämpfung im Gewächshaus zu betreiben, ist es daher unerlässlich zu erkennen, welche Art sich unter Glas bei Ihnen eingenistet hat.
Tabelle mit Abbildung
Abbildung | Schädling / Pilze | Schadbild | Betroffene Pflanzen | Bekämpfung |
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Asseln | Fraßschäden an der gesamten Pflanze | Knollen, Zwiebeln | Natürlich: Orangenschalen als Köder auslegen, Bäume kalken, Feuchtigkeit vermeiden; chemisch: Spruzit | |
Ameisen | Befallen die Wurzeln in großen Gruppen, verteilen Blattläuse | Gesamte Pflanzenkultur in Freiland und Gewächshaus | Natürlich: Backpulver; chemisch: Ameisenköder | |
Blattläuse | Verkrüppelungen, schädliche Ansaugstellen | Alle Pflanzen und Gemüsesorten | Natürlich: Schlupfwespen, Gallmücken, Schutzpflanzen zwischen gefährdete Pflanzen setzen, Brennnesseljauche; chemisch: Algan 0,3%, Gelb-Sticker | |
Braunfäule | Braune Faulstellen über die gesamte Pflanze | Tomaten, Paprika, Auberginen | Natürlich: Pflanzen trocken halten, Pilz breitet sich über Saatkartoffeln aus, daher möglichst entfernt voneinander pflanzen; chemisch: Fungizide | |
Echter Mehltau | Mehliger Belag an der oberen Blattseite | Gurken, Salate, Begonien | Natürlich: abwehrende Pflanzen wie Basilikum einsetzen, Düngen ohne Stickstoff; chemisch: Einsatz von Pflanzenstärkungsmitteln | |
Kohlfliegen | Larven fressen sich durch den Boden und Pflanzen welken, hohle Gemüsesorten | Kohlarten, Möhren, Radieschen | Natürlich: Vorbeugen mit engmaschigen Netzen, Mischkultur pflanzen; chemisch: Gießen und streuen von Insektiziden | |
Grauschimmel | Grauer Pilzbefall an der gesamten Pflanze | Erdbeeren, Salat, Tomaten, Brombeeren; Chrysanthemen | Natürlich: Gießen mit Zwiebelschalen- oder Knoblauchtee; chemisch: Spritzen mit Pilzvorbeuger | |
Grün- / Gelbkragen | Stängel der Pflanze ist verhärtet und verfärbt | Tomaten | Natürlich: Kartoffeln nicht in der Nähe pflanzen, Knoblauch in der Nähe setzen; Sprühen mit Pflanzenbrühen; chemisch: Spritzen mit Pflanzenstärkungsmittel und Pilzvorbeugern | |
Raupen | Ablagerung von Raupenlarven, Lochfraß an Blättern | Kohl & Zwiebeln, Wein, Zierpflanzen | Natürlich: Absammeln, Einsatz von Schlupfwespen, Tabak oder Asche auf den befallenen Pflanzen verteilen, mit hohem Wasserdruck besprühen oder Knoblauchpulver auf den Pflanzen verteilen; chemisch: Raupenleim | |
Schildläuse | Saugstellen an der Pflanze, Rußtau | Mediterrane Pflanzen wie Zitrus oder Oleander, außerdem Lorbeer, Farne oder Sukkulenten, Obstbäume | Natürlich: Brennnesseljauche, Schlupfwespen, Marienkäfer; chemisch: Spruzit | |
Schnecken | Fraßstellen an der gesamten Pflanze | Salat, Gurken, Kohl, Orchideen, Tagetes | Natürlich: regelmäßiges Ablesen, Bierfallen, Schneckenzäune; chemisch Schneckenkorn | |
Spinnmilben | Kleine Pünktchen an Blättern wachsen zu Spinnweben, großflächige Verfärbungen | Bohnen, Gurken Efeu, Hibiskus | Natürlich: Besprühen mit selbsthergestellten Pflanzenmitteln aus Kamille, Ackerhalm und Knoblauch; chemisch: Insektenvernichter |
Tabelle ohne Abbildung
Schädling / Pilze | Schadbild | Betroffene Pflanzen | Bekämpfung |
---|---|---|---|
Falscher Mehltau | Pilzbelag an der Blattunterseite | Gurken, Salate, Levkojen | Natürlich: Nässe vermeiden, Brennnesseljauche, Knoblauchbrühe; chemisch: Pilzvorbeuger |
Gurkenwelke | Blätter tagsüber welk, erholen sich über Nacht, erst später wird auch der Stängel welk | Melonen und Gurken | Keine Behandlung möglich, befallene Pflanze entfernen und im Hausmüll entsorgen, anschließend Erde wechseln |
Herzfäule | Bor-Mangel, Salat welkt und fault | Salat | Chemisch: Bor-haltigen Dünger verwenden |
Minierfliegen | Kleine Einstichstellen an den Blättern | Tomaten und Gurken sowie eine Vielzahl an Gemüsepflanzen, ebenso Blumen und Ziergewächse | Natürlich: befallene Blätter entfernen und im Hausmüll entsorgen, großflächig mit Brennnesseljauche bewässern; chemisch: Insektenvernichter |
Moose & Algen | Grüner Belag | An Scheiben und Flächen im Gewächshaus | Natürlich: Wasserstrahlung mit hohem Druck, Sodawasser |
Salatfäule | Herz der Pflanze fault weg, Blätter werden welk | Salat | Mineralhaltig mit Bor nachdüngen |
Samtfleckenkrankheit | Gelbe unscharfe Fleckenbildung an den Blättern, kein Befall der Früchte | Tomaten | Natürlich: regelmäßiges Lüften im Vorfeld |
Trauermücken | Fraßschäden an der Wurzel | Vielzahl an Blumen und Gemüsepflanzen | Natürlich: wenig gießen, keine Staunässe; chemisch: Spruzit, Trauermücken-Fallen |
Thripse | Flecken auf den Blättern und Verkrüppelungen | Bohnen, Auberginen, Ficus | Natürlich: mit Nützlingen wie Ameisen oder Schwebfliegen, Gießen mit Knoblauchtee; chemisch: Insektenvernichter, Spruzit |
Umfallkrankheit | Pilzinfektion an der Wurzel, Pflanzen fallen einfach um | Erbsen, Basilikum, Möhren, Mangold, Spinat, Kohl, Gurken, Kräuter | Natürlich: Saatbeize mit Meerrettich, frühzeitig pikieren, gießen mit Schachtelhalmbrühe; chemisch: Pflanzenstärkungsmittel |
Verbrennungen | Fleckige Blätter, verdorrte Blüten | Alle Pflanzen | Schattige Standorte wählen |
Weiße Fliege | Klebrigen Blätter zu Beginn des Befalls, später dunkle Verfärbungen, an der Unterseite des Blattes Larvenablage | Tomaten, Gurken, Zierpflanzen wie Fuchsien | Natürlich: befallene Pflanzenteile entfernen und verbrennen, Spritzmittel aus Brennnessel, Basilikum und Knoblauch; chemisch: Insektenvernichter, Gelb-Sticker |
Wollläuse | Verwachsungen | Kakteen und Sukkulenten | Natürlich: Einsatz von Nützlingen wie Florfliegen oder Vögeln, Kapuzinerkresse als Schützling pflanzen, Gießen mit Kartoffelschalenbrühe oder Knoblauchbrühe; chemisch: Algan 0,3 % |
Optimale Bedingungen verhindern das Eindringen
Ungebetene Gäste sind vor allem im Gewächshaus ein großes Ärgernis, da auf relativ kleinem Raum viele Pflanzenkulturen beherbergt werden und sich die Schädlinge dank der guten klimatischen Bedingungen schnell ausbreiten können. Umso wichtiger ist es, bereits im Vorfeld einige wichtige Vorkehrungen zu treffen, dass es gar nicht erst zu einem Schädlingsbefall kommt.
Bereits bei der Einrichtung tragen Sie dafür Sorge, dass negative Entwicklungen das Pflanzenwachstum beeinflussen:
- Eine optimale Belüftung uns Luftzirkulation sorgt für einen regelmäßigen Luftaustausch
- Die Pflanzen im Gewächshaus dürfen nicht zu eng gesetzt werden – Pilzkrankheiten werden gefördert
- Resistente Tomatenpflanzen gegen Braunfäule oder pilzresistente Gurkenpflanzen einsetzen
- Veredelte Pflanzen verfügen über Eigenschaften, die vor schädlichen Krankheiten schützen
- Sterile Erde aus dem Fachhandel verhindert das Einschleppen von Schädlingen und Pilzkrankheiten
- Unkrautpflanzen schnellstmöglich entfernen
Schutzpflanzen für die natürliche Schädlingsbekämpfung im Gewächshaus
Eine weitere Möglichkeit der Schädlingsbekämpfung im Gewächshaus ist der Einsatz von Schutzpflanzen. Vor allem Hobbygärtner erreichen selten die Bedingungen eines professionellen Gemüsebauers und können sich auf diesem Weg mit Hilfe von nützlichen Pflanzen vor Erkrankungen schützen. Gegen einige Blumen und Kräutersorten haben Schädlinge Abneigungen entwickelt und halten sich aus diesem Grund nicht in deren Nähe auf. Setzen Sie zwischen Gurken und Tomaten aromatische Gewürzpflanzen, die Sie wohlwollend in der Küche verwenden dürfen.
- Tagetes oder Studentenblume: schützen Gurken, Tomaten, Möhren oder Petersilie vor schädlichen Fadenwürmern, den Nematoden.
- Dill: Die ätherischen Öle schützen Gurken, Tomaten, Salat, Möhren, Rote Bete und Zwiebel vor schädlichen Blattläusen oder der Kohlfliege. Der intensive Geruch hält auch wurzelschädigende Schädlinge fern. Allerdings sollten Dill und Basilikum nicht gemeinsam in einem Gewächshaus gehalten werden.
- Basilikum: passt hervorragend in ein Gewächshaus mit Tomaten und lädt mit dem herrlichen Aroma blütenbestäubende Insekten ein. Zugleich sorgen die ätherischen Öle der Kräuter für mehltaufreies Wachstum und halten Fliegen fern.
- Schafgarbe: Die Heilpflanze mit den weißen Blüten sorgt für ein reges Aufkommen von Nützlingen in einem Gewächshaus.
- Ringelblumen: Die Pflanze mit den leuchtenden Blumen vertreibt im Freiland und im Gewächshaus Bakterien und Viren. Häufig reicht bereits eine Ringelblume zur Schädlingsbekämpfung im Gewächshaus aus, da die Wirkung sich über einen Quadratmeter erstreckt.
- Kamille: Nicht nur dem Menschen hilft die Kamille bei verschiedenen Krankheitssymptomen, die ätherischen Öle schützen vor Nematoden, Thripse und Blattläusen. Sie stärkt vor allem Bohnen, Erbsen, Kartoffeln und Kohl sowie Salat, Spinat oder Sellerie.
- Kapuzinerkresse: In erster Linie schützt die rankende Pflanze Gurken, Tomaten oder Rettich vor Blattläusen, Mäusen, Schnecken oder der weißen Fliege. Alternativ können die optisch strahlenden Blüten auch gegessen werden und bieten eine wunderbare Dekoration für Salate.
Neben Schutzpflanzen ermöglichen weitere Möglichkeiten ein schädlingsfreies Gewächshaus. Das Besprühen mit Pflanzenjauche zeigt schnelle Wirkung ist vor allem eine kostengünstige Alternative zu chemischer Schädlingsbekämpfung im Gewächshaus. Brennnessel- oder Schachtelhalmjauchen lassen sich schnell mit den Wildkräutern herstellen.
Einsatz von Nützlingen
Nützlinge einzusetzen, ist eine weitere Alternative. Schlupfwespen und Gallmücken erhalten Sie im Fachhandel. Beide Tiere sind bekannt dafür, dass Sie die natürlichen Feinde von Schädlingen wie Blattläusen oder Raupen sind. Mit Hilfe von Insektenhotels in Ihrem Garten lassen sich auch Nützlinge zum Bestäuben zu Ihren Pflanzen locken. Im Gewächshaus verbaute Lüftungsschlitze oder offene Fenster ermöglichen es den Tieren, schnell zu ihrem Ziel zu kommen.
Haushaltsartikel im Kampf gegen Schädlinge
Relativ schnelle Erfolge in der Schädlingsbekämpfung im Gewächshaus erzielen Sie, wenn Sie bereits zu Beginn der Pflanzperiode großzügig breite Klebebandstreifen in Ihrem Glashaus aufhängen. Kleine Fliegen und Schwebetierchen fühlen sich von dem enthaltenen Klebstoff geradezu magisch angezogen und landen somit eher auf dem natürlichen Schädlingsbekämpfer als in Ihren Pflanzen. Am Boden stehende gelbe Plastikgefäße mit Wasser und Spülmittel hält auch bodennahe Schädlinge fern.
Vor- und Nachteile chemischer Schädlingsbekämpfung im Gewächshaus
In den meisten Gewächshäusern werden verschiedene Obst- oder Gemüsesorten angebaut, die für den Verzehr gedacht sind. Der Einsatz von chemischer Schädlingsbekämpfung kann unter Umständen den Ernteertrag unbrauchbar machen. Mindestens aber sind die leckeren Gurken oder Tomaten nicht mehr von der Pflanze zu naschen, ohne sie einer gründlichen Waschung zu unterziehen.
Insektizide, Herbizide oder Fungizide werden eingesetzt, wenn der Schädlingsbefall sich in Dimensionen befindet, dass er auf natürlichem Weg nicht mehr einzudämmen ist. Schnell und effektiv zeigen die Mittel Wirkung. Allerdings ist die chemische Schädlingsbekämpfung ebenso umstritten, da sie nicht so gezielt wirkt. Neben den zerstörerischen Blattläusen oder Raupen werden gleichzeitig Nützlinge abgetötet, die eigentlich zur Bestäubung oder Vernichtung von unliebsamen Tierchen verantwortlich sind.
Die Biozide mit den verschiedenen Wirkweisen sollten daher nur im äußersten Notfall zum Einsatz kommen. So enthalten sie beispielsweise spezielle Stoffe, die bei den Schädlingen Ekel hervorrufen und die daraufhin das Fressen einstellen. Ein anderer Wirkstoff führt zu einem Verkleben der Atemwegsorgane bis hin zu tödlichen Nervengiften.
Der wohl größte Vorteil der chemischen Schädlingsbekämpfung im Gewächshaus liegt darin, dass die meisten Präparate mit einer hohen Wirksamkeit punkten. Für den Gärtner selber ist außerdem der geringe Arbeitsaufwand von Bedeutung. Nachteilig wirken sich Biozide nicht nur auf die tierischen Organismen aus, auch der Mensch reagiert mitunter auf die chemischen Substanzen, die giftig, reizbar und umweltschädlich sind. Häufig gelangen sie über die Nutzpflanzen auch in die menschliche Nahrungskette.
Zusammengefasst bleibt zu sagen, dass nur im akuten Notfall auf Biozide zurückzugreifen ist und die Schädlingsbekämpfung im Gewächshaus im Einklang mit der Natur wesentlich umweltfreundlicher ist.
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